Nach-einander, nicht durch-einander
Manuskript (unveröffentlicht)
Text: Lutz Richter © Züssow 2009
Leseprobe folgt
Nach-einander, nicht durch-einander
Manuskript (unveröffentlicht)
Text: Lutz Richter © Züssow 2009
Leseprobe folgt
Von der Notwendigkeit und der Möglichkeit, sich von der Natur begrenzen zu lassen
Ein Essay von Lutz Richter
Details:
Buch (Softcover) · 232 Seiten
Format: A5 hoch
Erscheinungsdatum: 17.11.2022
ISBN: 9783756549825
Sprache: Deutsch
Lektorat und Layout: Ursula Enderle (ursula.enderle@wege-zum-text.de)
Druck und Vertrieb: epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin · www.epubli.de
Preis: 17,90 €
Beschreibung:
Die Frage nach Sein oder Nichtsein erweckt den Anschein, als hätte der Mensch im Universum etwas zu sagen. Der Blick in die Sterne und ins Atom verrät uns aber eher unsere Bedeutungslosigkeit. Kein Wunder, dass wir im Angesicht dieser Proportionen zweifeln, was zu tun ist. Eingreifen, verändern, gehorchen, rebellieren oder krank werden und andere krank machen? Das Leben selbst aber drängt uns zu einem Tun, dessen Notwendigkeit sich aus einem Zusammenhang speist, den wir geflissentlich übersehen. Doch wir meinen es besser zu wissen, indem wir freie Akteure sein wollen, die sich das gute Leben als Triebkraft des Fortschritts und als Begründung für das Wirtschaftswachstum vorstellen. Das ist der letzte große Irrtum vor dem Fall oder der Umkehr zu einem Neuen Menschen. Die Materie kennt keine Zweifel. Sie wird sich mit uns oder einer anderen Intelligenz dazu äußern. Im Moment sieht es allerdings so aus, dass wir als Träger der Wahrheit nicht in Frage kommen. Wir sind schlechterdings aus der Schöpfung gefallen und werden so lange ausgeschlossen bleiben, wie wir nicht bereit sind, die Spielregeln des Mikrokosmos zu befolgen. Eine systematische Abhandlung zur natürlichen Beschränktheit des Menschen kann und will der Autor nicht leisten. Mit diesem Essay, gespickt mit fröhlichen und polemischen Bekenntnissen zu seiner eigenen Begrenztheit, möchte er daher die in Philosophie und Theologie gepflegten Leitbilder hinterfragen, die sich als wertlos erweisen, wenn nicht auch diese Wissenschaften in ihrem besonderen Denken endlich unter Beweis stellen, Mägde der Naturwissenschaften zu sein. Der gegenwärtig wieder populäre Diskurs, an das Handeln nur noch den Maßstab der Moral anzulegen, macht uns auf verschiedenen Wegen krank. Diese grundlegende Kritik des Autors richtet sich auch auf die politischen Üblichkeiten, und er versucht, dem Leser dagegen die Leichtigkeit der Möglichkeit zu offerieren, sich von der Natur begrenzen zu lassen.
Kommentar zur Erklärung des Landespastors Paul Philipps, Vorstand des Diakonischen Werkes Mecklenburg-Vorpommern e.V.
siehe Pressemitteilung vom 27.02.2020: „Sterbehilfe darf keine Alternative zur Sterbebegleitung in M-V sein“ anlässlich des BVG-Urteils zur Sterbehilfe (§ 217 StGB)
Sehr geehrter Herr Philipps, Sie sagen: “Geschäftsmäßige Sterbehilfe stellt dagegen ein Eingriff in die Unverfügbarkeit des Lebens dar?“
Was ist denn nicht geschäftsmäßig in diesem Land? Und wo sind Sie, oder ich, nicht daran beteiligt. Einige Christen glauben an die Vergebung für diesen Dienst am Mammon, einige werden ihn auch als Gott gewollt verstehen. Bis das nach dem Tod geklärt wird, lenken wir uns alle gemeinsam davon ab, dass wir schwache Wesen sind, die zwei Herren dienen und nicht bereit sind, das Kreuz zu tragen.
Für eine grundsätzliche persönliche Entscheidung, die sich aus naturwissenschaftlichen Gegebenheiten und den Notwendigkeiten der Ungerechtigkeit in dieser Welt speisen sollten, bedarf es keiner Gesetze des Bundesdeutschen Parlamentes oder religiöser Worte, da fordert das SELBST, was zu tun ist. Nur muss ich darauf hören.
Ihre persönliche Einschätzung in Verbindung mit Ihrem Amt wird wieder einige gläubige Menschen verunsichern. Sie erzeugen mit Ihrem Vorwurf einmal mehr das schlechte Gewissen bei Menschen, die gerne Orientierung von der Kirche hätten. Jetzt bei denjenigen, die sich diese „Dienstleistung der Sterbehilfe“ vielleicht auch wo anders holen möchten.
Wäre es nicht angebrachter, dass sich die Seelsorger, lieber um die an dieser Gesellschaft krank gewordenen kümmern, damit die sich nicht zu einem Zeitpunkt umbringen wollen, wo es eigentlich noch gar keinen natürlichen Grund für ein Ende gibt.
Und die, die der festen Überzeugung sind, dass der Leib nicht mehr in der Lage ist, das nach Vervollkommnung strebende SELBST zu bedienen, lassen Sie sie doch fröhlich gehen. Und auf eine Weise, und von wem auch immer begleitet, wie es der Einzelne für richtig hält.
Und nicht zu Letzt: Die Firma, der Verein, der Berater, die nun die Sterbehilfe als Geschäftsidee verfolgen wollen, sind nicht besser, oder schlechter als jeder andere Träger in der sozialen Dienstleistungsbranche. Und zwei Hospize machen noch keinen Sommer.
Spätestens seit der Festtagsrede von Herrn Ghode, zum 150-jährigen Jubiläum der Diakonie 1998, war klar, wer heilen, pflegen und betreuen will, muss es mit den Instrumenten der kapitalistischen Wirtschaft tun. Ob wir das schick, oder verwerflich finden, unwichtig. Es ist so!
Zwischen der Notwendigkeit, die Dienstleistung wirtschaftlich (um es vornehm auszudrücken) zu gestalten und dem Bedürftigen sein Leid zu verringern, schieben sich vielfältige Abhängigkeiten und Interessen. Der Auftrag, die Arbeit selbst und die Begründung der Arbeit haben doch schon lange den Prioritätenkatalog eines Gesamtzusammenhanges (z.B. den des Evangeliums) verlassen.
Darum wurde schön getrennt: In Verkündigung und Dienst. Wenn es hart auf hart kommt, sind es nicht die, die auf der Kanzel stehen, die sündigen, sondern wir, die sich im Dienst die Hände schmutzig machen.
Lutz Richter © 2020
Sozial-Diakonisches Zentrum Stralsund