Thema:

| von Lutz Richter

Ich habe Angst!

Hinterwäldler, wohin man schaut

24.06.2025:

Bundesaußenminister Johann Wadephul: »Man sollte das Ergebnis sehen, und das Ergebnis sind in der Tat 5%, die Präsident Trump gefordert hat, die er für notwendig hält, und wir folgen ihm da.«

24.06.2025, 13:07 Uhr:

Bundeskanzler Merz: »Man darf diesen [Nato-]Gipfel ohne Übertreibung historisch nennen. Wir werden beschließen, künftig deutlich mehr in unsere Sicherheit zu investieren. Wir tun das nicht, wie vereinzelt behauptet wird, um den USA und ihrem Präsidenten einen Gefallen zu tun. Wir tun das aus eigener Anschauung und Überzeugung, weil vor allem Russland die Sicherheit und die Freiheit des gesamten euroatlantisches Raums aktiv und aggressiv bedroht, weil wir befürchten müssen, dass Russland den Krieg über die Ukraine hinaus fortsetzen wird. Deshalb tun wir das.« Es folgt Beifall im Bundestag, und zwar sowohl bei der CDU/CSU als auch bei Abgeordneten der SPD.

Das Signal, das uns mit diesen Worten erreicht, ist bedeutungslos. Keiner wird auf Grund dieser Rede seinen Arbeitsplatz verlassen, seine Rente zurückgeben oder seine Immatrikulationsurkunde (in den USA oder Deutschland) zurückgeben.

Dieser Halunke am Katheter macht uns nicht mal Angst. Er wiegt uns in Sicherheit. Da ist er, Friedrich der Kriegstreiber, Donalds Ordonnanz, der einfach mal so 225 Milliarden Euro für unser Seelenheil rechtfertigt.

Stell dir vor, du bist mit all dem Leid – nur der Kinder, die durch Waffengewalt in den letzten 365 Tagen auf dieser Welt verwundet (nicht getötet) worden sind – in einem Netzwerk verbunden und du müsstest das Leid in und an deinem Körper ertragen. Und die Mutter dazu in Dolby Surround hören, wie sie versucht, ihr Kind zu retten.

Welche Rechtfertigung hast du auf Lager?

Urlaub in Spanien, den bestellten SUV, Wochenendausflug zum Spaßbad an der Müritz, telefonieren für 9,99 Euro in alle Netze, Sonderausschüttung bei Rheinmetall, 10% beim Toom Baumarkt oder nur der Kasten Bier unter 10 Euro?

Lutz Richter

P.S.: „Was, wenn der Russe kommt? Einst stand in jedem Schweizer Kleiderschrank ein Sturmgewehr. Heute will das Land nicht wahrhaben, dass seine Sicherheit wieder gefährdet ist.“ In: ZEIT Nr. 16/2024

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